Siegel der Schatten von heavenfly ================================================================================ Kapitel 17: Der verbotene Wald ------------------------------ Siegel der Schatten 17. Der Verbotene Wald Die letzten drei Tage der Woche vergingen für die Schüler Hogwarts ruhig wie immer. Yami und Yuugi hingegen erlebten in dieser Zeit mehr Wunder als sie je erahnt hatten. Getarnt durch die Schatten streiften sie immer wieder durch das weitläufige Schloss und entdeckten Geheimgänge, verwunschene Räume, uralte magische Gegenstände, die sich als harmlose Alttagsdinge tarnten, doch durch ihr helles Leuchtfeuer aus Magie und Kraft nur allzu leicht aufzuspüren waren. Ein Raum im siebten Stock hatte es den beiden besonders angetan. Dieser schien sich immer nach den Bedürfnissen desjenigen zu richten, der davor stand und wo Yami und Yuugi bei ihrem ersten Besuch noch ein wundervolles Liebesnest vorfanden, betraten sie beim zweiten Mal eine riesige Halle voller magischer Artefakte, geheimer und verschollen geglaubter Bücher über Yamis Heimatland und riesiger Folianten, mit deren Hilfe sie ihre Suche nach der Bedeutung des Rätsels auf der Kartusche fortsetzen konnten. Über die ganzen Entdeckungen vergaßen sie allerdings nicht, den restlichen Unterricht zu besuchen und auch ab und an Kontakt mit Odion in London aufzunehmen. Doch es gab noch keine Neuigkeiten irgendeiner Art. Der Samstag war dann sehr verregnet und abgeschreckt durch das triste Wetter hielt sich keiner der Schüler oder Lehrer lange genug draußen oder in der Nähe eines Fensters auf. Also war es für Yami und Yuugi die perfekte Gelegenheit sich endlich dem größten noch verbliebenen Rätsel zu widmen – dem verbotenen Wald. Nach dem Mittag zogen sie sich ihre neuen Ledermäntel über, die sie effektiv gegen die plötzlich hereingebrochene Herbstkälte und den Nieselregen schützen würden und machten sich auf den Weg zu Hagrid. Yami hatte in der Bibliothek einige Bücher zu Hogwarts gelesen, in denen auch der verbotene Wald und seine Bewohner behandelt wurden, doch viele dieser Bücher waren schon alt gewesen und wahrscheinlich hatte sich einiges verändert. Also hatten Yami und Yuugi beschlossen, zuerst Hagrid nach den Bewohnern des magischen Waldes zu befragen – so wie Remus es ihnen in der Woche zuvor vorgeschlagen hatte. Immerhin kannte sich der Wildhüter durch seine Arbeit um Hogwarts und im Wald sicherlich am besten aus und die beiden Duellanten wollten nicht ganz unvorbereitet in dieses vor Magie nur so leuchtende Gebiet eindringen. Keiner der beiden bezweifelt, dass ihre Magie sie vor allen Gefahren schützen würde, zumal sie im Wald keine Rücksicht mehr nehmen und keine Geheimnisse verbergen mussten. Dennoch war etwas mehr Wissen nie verkehrt. Sie blieben bei Hagrid bis zum Nachmittagstee und gaben dann vor, zum Schloss zurück zu kehren, in Wirklichkeit tarnten sich Yami und Yuugi jedoch sofort mit den Schatten, als sie sicher waren, dass weder Hagrid noch ein zufällig am Fenster stehender Schlossbewohner sie mehr beobachten konnte. Ein leichter Wärmezauber vertrieb auch die Kälte um sie herum und so drangen Yami und Yuugi Seite an Seite in den verbotenen Wald ein. Einige Zeit spürten sie nur das schwache, stetige Pulsieren der uralten Bäume um sie her. Dieser Wald war alt und mächtig und das begann schon bei den Pflanzen, die hier wuchsen und mit jedem Blatt und jeder Wurzel, die sie bildeten, die Magie des Waldes sicherten und verstärkten. Im Randbereich des Waldes spürten die beiden lautlosen Eindringlinge noch keine Tiere und als dann das erste Huschen um sie her begann, handelte es sich nur um normale Waldbewohner, die auch in jedem anderen Wald in Europa oder Asien zu finden waren. Scheue Eichhörnchen, Füchse, Elstern oder Käfer huschten aus Yamis und Yuugis Blickfeld, die nun wieder ohne die tarnenden Schatten unterwegs waren. Doch nach einiger Zeit fühlten beide die teilweise bedrohliche, teilweise sanfte und beschützende Magie der Bewohner und es dauerte auch nicht lange, bis Yami die ersten Acramantulas mit seiner Macht vertreiben musste. Hagrid hatte ihnen von diesen Riesenspinnen erzählt und auch wenn Yami und Yuugi während ihres Gespräches mit dem Wildhüter begriffen hatten, dass dieser Zauberer aufgrund seiner überdurchschnittlichen Größe auch andere Tiere niedlich fand, als jeder normale Mensch, konnte sich Yuugi beim Anblick der riesigen, behaarten Beine und Körper nur schütteln. „Ich mag keine Spinnen. Zumindest so große! Wie kann man so was mögen oder sich sogar als Haustier halten?“ Yuugis Stimme war erstaunlich leise und zeigte seinen Gemütszustand recht deutlich. Tröstend legte Yami einen Arm um die zitternden Schultern des anderen und sandte beruhigende Gefühle über ihr Seelenband. Beide hatten Hagrid nicht wirklich glauben wollen, als er von seinem Aragog in schwärmerischen Tönen gesprochen hatte, doch offensichtlich entsprach das den Tatsachen. Es fiel den beiden also leicht, ihre Neugierde auf diesen Teil des Waldes zu bezähmen und sie drangen lieber in einer anderen Richtung tiefer in ihn ein. Einige Zeit später konnten beide dann Grawp, Hagrids Halbbruder, dabei beobachten, wie er aus der Deckung einer kleinen Höhle heraus Steine auf einen Baumstamm warf. Auch den Riesen schien das Wetter nicht hervorzulocken, denn trotz des dichten Blätterdaches drang noch genug Regen zum Boden hinab. Offenbar musste gerade ein wahrer Wolkenbruch vom Himmel herabregnen, doch Yami und Yuugi hatten bisher nicht viel davon bemerkt. Noch etwas weiter zwischen einigen hohen Buchen entdeckten die beiden dann eine Herde Thestrale und es wunderte sie nicht, dass sie beide sie sehen konnten. Yami hatte zu seiner Zeit als Pharao genug Tod erlebt und Yuugi hatte seine Eltern ja schon in jungen Jahren verloren. Yuugi konnte sich nicht wirklich für diese Wesen erwärme, doch sie schreckten ihn nicht so sehr ab, wie beispielsweise die Acramantulas. Doch die Thestrale interessierten sich nicht wirklich für die beiden Besucher und nur wenige wandten überhaupt den Kopf um Yami und Yuugi misstrauisch beim Vorbeigehen zu beobachten. Sichernd blickte der ehemalige Pharao zurück, um vor einem Überraschungsangriff geschützt zu sein, doch nichts geschah. Alles in allem war ihr Ausflug bisher erstaunlich friedlich verlaufen. Immerhin hatte sie sowohl Remus Lupin, als auch Hagrid vor den zahlreichen Gefahren gewarnt, da war es erstaunlich, dass bisher nicht mehr geschehen war als der Angriff einiger hungriger Riesenspinnen. Schon deshalb erstarrte Yami für einige Sekunden erschrocken, als er Yuugis gedanklichen Ruf vernahm. Doch dann spürte er die Freude seines Partners über ihr Seelenband und beruhigte sich schnell wieder. Suchend blickte er sich um, doch er entdeckte Yuugi erst, als dieser hinter einem Baum hervorlugte und ihn still zu sich winkte. Dann legte der junge Mann einen Finger an die Lippen und verschwand wieder hinter dem mächtigen Stamm. /Was ist, Hikari?/ ‚Komm her und sieh es dir selbst an, das ist wunderschön!’ Yuugis Gedankenstimme drückte nur zu deutlich seine Ehrfurcht und Freude aus und so beeilte sich Yami, zu ihm zu kommen. Als der Pharao jedoch halb um die Eiche herum war, sah auch er, was Yuugi entdeckt hatte, und verhielt sekundenlang in stummer Ehrfurcht. Dann ließ er sich leise neben seinem Geliebten zu Boden sinken und beobachtete still und wortlos dieses idyllische Bild. Die Eiche unter der sie knieten, stand am abschüssigen Ufer eines kleinen, tiefblauen Sees, der den sturmgepeitschten Himmelwiderspiegelte, selbst jedoch ruhig und klar dalag. Ein Zauber musste über diesem Ort liegen, der verhinderte, dass die beiden Einhörner, die ruhig aus dem Waldsee tranken, in ihrem Frieden gestört wurden. Minutenlang war nichts als die Stille des alten Waldes zu vernehmen und Yuugi und Yami tauschten nicht mal in ihren Gedanken Worte aus, aus Angst dieses friedliche Bild zu stören. Dann hob das eine Tier den schneeweißen Kopf, reckte das Horn stolz in die Höhe und ließ einen singenden Ton erklingen, der unglaublich fremd aber doch wunderschön klang. Auch das zweite Einhorn hörte nun auf zu trinken und lies ebenfalls einen leisen Sington erklingen. Ihre Flanken berührten sich sanft und es war klar, dass es sich hierbei um ein Paar handelte. Ohne sich von dem Horn stören zu lassen, liebkosten die beiden Tiere einander und begannen dann verliebt umeinander zu tänzeln. Wärme breitete sich um sie herum aus und erreichte auch Yami und Yuugi. Errötend blickte Yuugi seinen Geliebten an. ‚Ich glaube, wir sind hier fehl am Platz.’ Yami lächelte leicht, nickte aber. /Wir sollten sie nicht stören. Ich will dabei ja auch keine Zuschauer./ Vorsichtig erhoben sich die beiden Beobachter, doch scheinbar waren sie nicht leise genug gewesen, denn die beiden schneeweißen Tiere stoppten mitten in der Bewegung und blickten zu ihnen auf. Ertappt hielten auch Yami und Yuugi mitten in der Bewegung inne und blickten einander an. Schon fürchteten sie, die majestätischen Tiere verschreckt zu haben, doch im Gegenteil. Langsam und vorsichtig, aber trotz allem offensichtlich neugierig schritt eines der Einhörner um den See herum und kam stetig näher. Nichts war von der Scheu zu bemerken, von der Hagrid erzählt hatte und Yami wunderte sich ein wenig darüber. Yuugi schien diese Bedenken nicht zu kennen, denn er machte vorsichtig einen Schritt an Yami vorbei und blieb dann wieder abwartend stehen. Auch das zweite Einhorn war nun herangekommen und an die Seite seines Gefährten getreten. Stolz und überlegen blickten sie auf die beiden Menschen herunter und es schien, als würden sie sie einschätzen und ihre inneren Werte beurteilen. Dann, mit einem letzten misstrauischen Blick zu Yami trat das zweite Tier an seinem Partner vorbei und senkte seinen Kopf zu Yuugis Gesicht hinab. Das Horn fuhr zärtlich, fast liebkosend über die Wange des jungen Mannes und dann begann das Einhorn verspielt an einer blonden Strähne zu knabbern. Yuugi lachte erfreut auf und hob eine Hand, um das weiche, seidige Fell zu streicheln. Nun trat auch das erste Tier heran und begann um Aufmerksamkeit zu buhlen. Yami konnte nur verblüfft daneben stehen und diesen Anblick genießen. Ihm war das Misstrauen, welches die Einhörner ihm entgegen brachten, nicht entgangen. Doch offenbar war es nicht stark genug, um die beiden Tiere davon abzuhalten, Yuugi willkommen zu heißen. Instinktiv hatten sie Yuugis Liebe zu Tieren und seine Ehrfurcht vor dem Leben gespürt und ihn als einen verwandten Geist anerkannt, der ihnen nichts Böses entgegen setzen konnte. Sie hatten die Unschuld und Reinheit seines Hikaris gespürt und ihn trotz Yamis Anwesenheit für würdig befunden, sie zu berühren und zu ehren. Je länger der ehemalige Pharao dieses friedliche Bild sah, desto mehr prägte es sich in sein Gedächtnis ein. Das war etwas, was er wohl nie vergessen würde. Irgendwann drehte sich Yuugi dann zu seinem Geliebten um und streckte ihm die Hand entgegen. Die Einhörner blickten Yami aus ihren großen, klugen Augen nachdenklich an und der Pharao zögerte kurz, doch dann ergriff er die ausgestreckte Hand und ließ sich heran ziehen. Schüchtern und vorsichtig – geführt durch Yuugis Rechte – berührte nun auch Yami das glänzende Fell der Tiere und diese schreckten nicht vor den Schatten zurück, die sie offensichtlich zu Beginn in ihm gespürt hatten. Im Gegenteil, das erste Einhorn, welches ihn am Anfang so abschätzend angesehen hatte, drängte sich nun näher an Yamis Hand und dieser konnte nur bewundernd über den warmen, vor Kraft vibrierenden Körper streichen. Die magischen Wesen hatten ihn ganz eindeutig als Partner Yuugis anerkannt und auch wenn er dunkler als Yuugi war, war er doch würdig genug, diese majestätischen Tiere zu berühren. Yamis und Yuugis Hände verschränkten sich ineinander, während sie noch immer mit der jeweils freien Hand eines der Tiere liebkosten und weiterhin ehrfürchtig schwiegen. Sie konnten beide nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, seit die Einhörner sie bemerkt hatten, doch das war unwichtig. Eigentlich hätte die Zeit auch anhalten können und sie hätten ewig so ruhig und friedlich hier mit diesen beiden Tieren am See stehen können. Doch plötzlich wurde die Idylle jäh durch einen Pfeil unterbrochen, der zischend heranraste und zitternd in dem Baumstamm hinter ihnen stecken blieb. Die beiden Einhörner zuckten zusammen, warfen den Kopf zurück und stießen einen beinahe klagenden Laut aus, bevor sie in einem Satz zurück sprangen und zwischen den Bäumen verschwanden. Gleichzeitig hatten sich Yami und Yuugi ohne nachzudenken Rücken an Rücken gestellt, die Hände noch immer ineinander verflochten und ein Schutzschild hüllte sie unsichtbar ein. Doch als sie nur Sekunden nach dem Angriff ihre freie Hand zum Deck bewegen wollten, erstarrten beide mitten in der Bewegung, denn sie waren schon umzingelt. Zwischen den Bäumen und in dem kleinen See standen Zentauren und starrten sie über die gespannten Bögen wütend und kämpferisch an. Der Zauber über dem See war mit den Einhörnern verschwunden und so prasselte der Regen nun wieder auf die unruhige Wasseroberfläche und den weichen Waldboden. Die braunen, vor Kraft und Anspannung zitternden Pferdekörper der magischen Wesen wurden durchnässt und auch Yami und Yuugi spürten die kalten Tropfen auf ihre Ledermäntel prasseln. Einige Zeit herrschte nur Schweigen zwischen den beiden Parteien. Die Zentauren ließen Yami und Yuugi nicht aus den Augen und die beiden standen in Verteidigungsposition da und warteten ebenfalls. Sicher hätten sie ihre Monster rufen können und ihr Schutzschild würde diese lächerlichen Holzpfeile selbst auf die kurze Distanz von wenigen Metern leicht abhalten. Doch noch wussten die beiden Duellanten nicht, ob ein Kampf überhaupt nötig war, denn sie waren sich keiner Schuld bewusst – sah man davon ab, dass sie trotz Remus’ und Hagrids Warnung den Wald betreten hatten, während die Zentauren ihr Fest oder Ritual oder was auch immer feierten. Yuugi wollte gerade das Wort an die magischen Wesen wenden, als durch das Unterholz eine massige Gestalt hervorbrach. Der Körper dieses Zentauren war rabenschwarz, genau wie das Haar auf dem menschlichen Kopf. Ohne fragen zu müssen, erkannten Yuugi und sein Geliebter in dem Neuankömmling den Anführer zumindest dieser Truppe, wenn nicht sogar der ganzen Zentaurenherde. Die Augen blickten ernst und befehlsgewohnt zu ihnen herab und der Schweif schlug heftig hin und her und zeigte deutlich die unterdrückten Gefühle der Wut und des Zorns. Heftig atmend blieb der Zentaur zwischen seinen Artgenossen stehen, die ihre Waffen noch immer nicht senkten und blickte erst zwischen ihnen hin und her und sah dann wieder Yami und Yuugi an. „Ihr wagt es, unsere altehrwürdigen Rituale zu beschmutzen, indem ihr trotz Warnungen unseren Wald betretet! Und dessen nicht genug wagt ihr Menschenfohlen es auch noch, die reinsten und verehrenswürdigsten Tiere dieses Waldes mit eurer schwarzen Magie zu besudeln! Wie könnt ihr es wagen, die Einhörner mit euren düsteren Zaubern zu verwirren und zu euch zu zwingen? Das ist unverzeihlich! Ihr werdet euch dafür vor unseren Ältesten verantworten müssen.“ Die düstere Stimme des Zentauren war während der Rede immer lauter geworden und seine Artgenossen hatten furchtsam ihre Schweife an ihre Körper gepresst, als wüssten sie aus Erfahrung, das man ihren Anführer nicht reizen durfte. Yuugi hielt derweil Yamis Hand nur noch fester – doch nicht aus Furcht. Der junge Japaner konnte spüren wie in dem ehemaligen Pharao die Wut über diese ungerechtfertigte Behandlung hoch kochte und es fehlte nicht mehr viel dazu, dass Yami seine Monster rief und die Zentauren ohne Rücksicht angriff. Das hätten die Wesen nicht überstanden und Yuugi wollte das hier lieber friedlich beenden. Also sandte er seinem Geliebten beruhigende Gedanken, wandte dann aber seine ganze Aufmerksamkeit den Zentauren zu. „Wir haben die Einhörner nicht verzaubert. Und der Wald gehört auch nicht nur...“ Doch weiter kam er nicht, denn der schwarze Zentaur blickte ihn wütend an, stieg mit den Vorderbeinen in die Höhe und ließ seine Hufe nur Zentimeter von Yuugi entfernt durch die Luft peitschen. „Wage es nicht, das Wort an mich zu richten, Menschenwurm. Du bist nicht würdig, mich auch nur anzusehen, geschweige denn...!“ „Genug!“ Yamis Stimme hallte durch den ganzen Wald und eine Welle aus Macht und Schatten breitete sich wie eine vernichtende Flut rings um sie aus. Die Waffen der Zentauren zerfielen zu Staub und der schwarze Pferdekörper des Zentaurenanführers wurde einen Meter nach hinten gepresst. Plötzlich stand eine dritte Reihe von Wesen auf dem Kampfgelände und beobachtete misstrauisch und drohend die entwaffneten Zentauren. Yami hielt noch immer fest Yuugis Hand, nun jedoch um sich selbst und seine Wut zu zügeln und sich daran zu erinnern, dass er hier nicht einfach gedankenlos mit Magie um sich schleudern konnte, weil er sonst Yuugis Willen auf eine friedliche Lösung missachten würde. „Ihr wagt es, meinen Hikari derartig zu beleidigen?! Ihr wagt es, den Gefährten eines Pharaos als unwürdig zu bezeichnen? Überlegt Eure Worte in Zukunft sehr genau, sonst vergesse ich mich und bestrafe Euch in der Art und Weise, die Euch für einen solchen Frevel zusteht.“ Wütende, purpurrote Augen blickten die Zentauren der Reihe nach an und machten ihnen klar, dass hier ein Zauberer stand, der mächtiger war, als sie anfangs geglaubt hatten. Verwirrt und leicht verängstigt blickten die Pferdewesen zu ihrem Anführer, der nur verblüfft, aber noch immer wütend schwieg und dann sahen sie wieder zu den so plötzlich aufgetauchten Wesen zwischen ihnen und den beiden Menschenfohlen. Da gab es Zauberer in seltsamen Rüstungen, menschliche Krieger und schwer bewaffnete Zwerge, Tierbestien und seltsame schwebende Gegenstände wie Spiegel oder Bücher. Doch alle waren von einer düsteren und bedrohlichen Aura umgeben, die unglaublich fremd und mächtig war. Hier war ein Gegner, den sie nicht kannten und von dem sie nicht wussten, was er vermochte und was er bereit war zu tun. Dazu kam noch die stolze und dunkle Aura um die beiden Menschenfohlen, die sie noch bei keinem Zauberer bemerkt hatten. Rahon, der Anführer dieses Zentaurentrupps, war noch immer wütend, doch ihm wurde bewusst, das er mit diesen Menschen vorsichtig umgehen musste. Dennoch blieb das, was sie getan hatten unverzeihlich und sie mussten für ihre Taten büßen. „Ihr nennt mich Frevler und dennoch seid ihr die Frevler, Menschenfohlen. Wir haben gesehen, wie ihr die ehrwürdigen Einhörner bezaubert habt mit eure düsteren Magie....“ „Schweig!“ Yamis Stimme war nun ruhig, doch das verstärkte den Eindruck der Gefahr nur noch. Einer der Zentauren trat heran und legte seinem Anführer scheu aber doch nachdrücklich eine Hand auf die schwarze Flanke. Rahon fuhr erbost herum, verstummte aber noch im Ansatz, als er den ängstlichen Blick des Gefährten erkannte. Sie hatten Angst vor diesen zwei Menschenfohlen! Erstaunt blickte er noch einmal in die Runde und sah die gleiche Angst in allen Blicken seiner Artgenossen. Und endlich realisierte auch er, wie schnell und allumfassend dieses Menschenwesen ihre Waffen vernichtet und seine Verteidigung zwischen sie gebracht hatte. Und Rahon empfand nun ebenfalls so etwas wie Furcht. Der Mensch schien seinen Blick richtig gedeutet zu haben, denn er entspannte seinen Körper um eine Kleinigkeit und hielt nun auch die Hand des anderen, der sein Zwilling hätte sein können, nur noch locker und ruhig. „Seid Ihr nun endlich bereit, zuzuhören? Gut!“ Yamis Stimme war immer noch kalt und drohend, doch er wusste, dass er auch den hitzigen Anführer nun besiegt hatte. Kurz seufzte er in Gedanken auf und blickte Yuugi dann tief in die Augen. /Ich hasse es, wenn dich jemand beleidigt, noch dazu beruhend auf falschen Tatsachen./ Yuugi lächelte nur sanft. ‚Ich weiß. Und ich danke dir dafür. Ich würde ebenso handeln. Aber bedenke bitte, dass sie ein stolzes Volk sind – so stolz wie du. Und Hagrid hatte Recht, als er sagte, dass diese Zentauren sich auch für die rechtmäßigen Besitzer von Dingen halten, die ihnen gar nicht gehören können – so wie der Wald hier. Geh vorsichtig mit ihnen um. Wir sollten sie uns nicht zu erbitterten Feinden machen.’ Yami nickte verstehend und wandte dann wieder seine Aufmerksamkeit den Zentauren zu. „Unsere Macht ist weder schwarz noch böse, nur anders. Ihr solltet nicht über etwas urteilen, was ihr gar nicht kennt. Und wir haben die Einhörner damit weder bezaubert noch zu etwas gezwungen. Sie haben freiwillig unsere Nähe gesucht.“ „Ich glaube dir nicht. Einhörner sind scheu und empfindlich. Sie meiden jedes Wesen in diesem Wald, selbst uns. Und es mag wohl sein, dass eure Magie anders ist, aber sie ist dunkel und bedrohlich und die Einhörner sind viel zu rein, um sich Magie wie eurer auch nur zu nähern.“ Rahons Stimme war nun jedoch ruhig und ohne Vorwurf. Sie zeigte nur deutlich sein Unverständnis, weil er Yamis Worten einfach nicht glauben konnte. „Und dennoch ist es so. Die Einhörner suchten freiwillig die Nähe meines Begleiters Yuugi. Es mag sein, dass sie unsere Magie spürten und als anders und seltsam erachteten.“ Yami dachte kurz an den misstrauischen Blick des Einhorns, mit dem es den ehemaligen Pharao taxiert hatte. Oh ja, es hatte den Schatten misstraut. Doch Yuugis Licht und Reinheit hatte über dessen Schattenmagie und letztendlich auch über Yamis hinweggeleuchtet und die Einhörner von Yamis und Yuugis guten Absichten überzeugt. Mit einem warmen Lächeln zu Yuugi blickte Yami dem Zentaurenanführer wieder in die schwarzen Augen. „Die Einhörner spürten die Schatten – unsere Magie – durchaus, aber sie hatten im Gegensatz zu euch weit weniger Angst davor und spürten, dass Yuugi und ich ihnen nur Verehrung und Respekt entgegenbrachten. Sie beschlossen von sich aus, uns in ihrer Nähe zuzulassen und ihr werdet das einfach akzeptieren müssen, denn es ist die Wahrheit. Und was den Wald betrifft... Ja wir haben die Warnungen vernommen, doch dieser Wald gehört nicht nur euch! Ihr mögt mächtige Wesen sein und die anderen magischen Bewohner und Tiere mögen eure Besitzansprüche akzeptieren oder einfach nur ignorieren, doch dieser Wald gehört nur sich selbst. In den Stunden, die wir nun schon hier sind, ist uns klar geworden, dass so etwas altes und mächtiges wie dieser Wald nur allen Bewohnern gleichermaßen gehören kann. Niemand kann etwas so mächtiges und starkes sein eigen nennen und beherrschen. Dieser Wald gehört allen und keinem, denn eigentlich gehört er nur der Magie allein! Wir haben also jedes Recht hier zu sein, so wie auch ihr.“ Der Zentaur wollte etwas erwidern, doch plötzlich erklang eine sanfte, melodische Stimme hinter ihm und die Zentauren drehten sich erschrocken um. „Dies waren weise Worte, Schattenmagier. Wie man sie von einem Magier Eurer Kraft erwarten und voraussetzen kann. Rahon, du solltest hören, was dieser Mann sagt, denn er spricht nur die Wahrheit.“ Damit trat ein hoch gewachsener Mann in weiten, bis zum Boden reichenden Roben zu ihnen und neigte leicht den Kopf in Yamis und Yuugis Richtung. Das dunkle Grün seiner fließenden Gewänder ließ ihn fast eins mit den Bäumen und Sträuchern im Hintergrund werden und erst als auch die anderen Wesen neben ihm aus dem Dickicht hervortraten, wurde offensichtlich, dass es sich um mehrere handelte. Yami und Yuugi mussten nicht erst die spitzen Ohren und goldenen Augen sehen, um zu begreifen, dass sie hier Hochelben gegenüber standen. ‚Das ist unglaublich. Nach Trey hätte ich nicht gedacht, dass es sie noch immer in dieser Form gibt. Ich hatte gedacht, sie wären schon vor Jahrhunderten von der Welt verschwunden.’ Yuugis Stimme zeugte von Verblüffung aber auch Ehrfurcht und Yami nickte ihm zu. Die Zentauren traten nun ehrerbietig zur Seite und ließen den Neuankömmling durch ihre Reihen treten. Ihre ganze Haltung zeigte Yami, dass sie nun nicht einmal mehr an Angriff dachten und so rief er bis auf zwei alle Monster und Fallenkarten wieder zu sich zurück. Als die fremden Wesen so plötzlich verschwanden, wie sie aufgetaucht waren, erstarrten die Zentauren noch einmal erschrocken und blickten dann unsicher zwischen Yami und Yuugi, ihrem Anführer und den Elben hin und her. Letzterer wandte sich mit einem langen Blick zu Yami wieder Rahon zu und meinte dann besänftigend: „Ich weiß, es verletzt dich zu sehen, dass jemand die Achtung und Freundschaft der Einhörner erhalten hat, die dein Volk schon seit Jahrhunderten sucht, doch sei versichert, die Magie der Schatten, die diese beiden ausüben ist nicht in der Lage, Wesen wie diese Einhörner zu beeinflussen. Und wenn du genau hinschaust, Rahon, dann siehst du in diesem jungen Mann genau das, was auch die Einhörner gesehen haben.“ Damit zeigte der Elb auf Yuugi und die Zentauren folgten seinem Wink mit den Augen. Yuugi, nun so unmittelbar in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit katapultiert, blickte unbehaglich zu Yami und drückte wieder dessen Hand, die er die ganze Zeit nicht losgelassen hatte. ‚Was meint er?’ Yami lachte leicht. /Nun, das ist doch offensichtlich, Hikari. Die Einhörner haben deine Nähe gesucht, weil sie deinen Respekt vor dem Leben und deine Liebe zu allen Tieren und allen Lebewesen gespürt haben. Dein Licht hat sie angezogen, so sehr, dass sie sogar meine Nähe zu dir und die Schatten um uns ignoriert haben. Und erst als du ihnen zeigtest, dass sie auch mir vertrauen können, haben sie mich ebenfalls akzeptiert. Und ich denke, die Zentauren spüren das nun ebenfalls./ Unter diesen lobenden und stolzen Worten seines Geliebten wurde Yuugi leicht rot und blickte verlegen zu Boden. Doch dann erklang ein Schnauben vor ihnen und Yuugi blickte wieder auf. Rahon hatte sich bis zu ihnen vorbewegt und blickte Yuugi und Yami nun lange an. Der ehemalige Pharao blickte den Zentauren wieder kalt an, doch dieser ignorierte es. Resignierend nickte der Mann und trat dann einen Schritt zurück. „Ich erkenne, was du meinst, Eldar.“ Doch seine Stimme machte deutlich, wie wenig ihm das gefiel. Dieser Zentaure war sehr stolz. Der Elbe nickte und die Zentauren entspannten sich merklich um sie her. Jeder hatte befürchtet, dass Rahon nicht nachgeben würde, obwohl alle Zentauren das Licht in diesem Jungen gesehen hatten. Es stand in krassem Gegensatz zu den Schatten, die ihn und seinen stolzen Begleiter umhüllten und war doch wieder ein notwendiger Teil, der einfach dazu gehörte. Eldar trat nun vollends an Rahon vorbei und blickte Yami wieder respektvoll an. „Mein Name ist Eldar. Ich entstamme dem Volk der Ellhyia, von euch und den Zauberern werden wir allerdings Elben oder Waldelfen genannt. Aber ihr wisst das, nicht wahr?“ Damit blickte er die beiden verbliebenen Monster nachdenklich an. Keltischer Wächter und mystische Elfe sahen ungerührt zurück und gaben nicht zu erkennen, was sie von all dem hielten, doch Yami nickte. „Wir hatten uns schon gefragt, ob es noch Elben gibt, nachdem wir im Schloss von Hogwarts den Hauselfen begegneten, die nur noch ein Schatten eures früheren Selbst darstellen. Aber wie auch Ihr erkannten die Elfen der Zauberer unsere Macht. Ja, wir wissen wer Ihr seid.“ Eldar war bei der Erwähnung seiner niederen Verwandten zusammengezuckt und es war ihm sichtlich unangenehm, darüber zu sprechen. Also verkniff sich Yami weitere Fragen. Ihn hätte zu sehr interessiert, warum die Hauselfen in heutiger Zeit so niedrig standen, während ihre Artgenossen nicht verändert schienen. Warum schämte sich Eldar dieser Verwandtschaft – einer Verbindung aus ihrer Linie und den Monstren des Schattenreiches – während er seine und Yuugis Magie voller Ehrfurcht betrachtete? Doch wahrscheinlich würde Yami darauf keine Antwort erhalten – manches sollte besser ungesagt bleiben, zumal es schon so lange her war. Mit einem letzten, dankbaren Nicken für ihre Hilfe holte Yami auch die letzten beiden Monster in sein Deck zurück. Der Elb blickte nun wieder zu dem Zentaurenanführer zurück und musterte ihn nachdenklich. „Dennoch hat Rahon Recht. Ihr solltet eigentlich nicht hier sein.“ Yami wollte schon protestieren, doch Eldar hob die Hand. „Auch wenn es den Zentauren nicht gefällt, aber ihr hattet mit euren Worten vorhin recht. Dieser Wald gehört mehr sich selbst und der Magie, als irgendeinem seiner Bewohner. Aber trotzdem muss ich euch fragen, warum ihr hier seid. Die Zentaurenrituale sind wichtig für dieses Volk und sollten nicht gestört werden. Die anderen Bewohner dieses Waldes respektieren dies und halten sich zu dieser Zeit aus dem fraglichen Gebiet fern. Und unser Stamm wurde extra dafür hergebeten, denn uns obliegen während der Feierlichkeiten einige wichtige Aufgaben. Habt ihr also einen bestimmten Grund, warum ihr hier seid?“ Nun trat auch Yuugi vor und blickte sowohl den Elben, als auch Rahon und seine Artgenossen entschuldigend an. „Es lag wirklich nicht in unserer Absicht, irgendjemanden zu stören. Wir beginnen erst mit der Entdeckung der Zaubererwelt, ihrer Magie und der Wesen, die dazu gehören. Der verbotene Wald lockte uns mit seiner Aura von Macht und altem Wissen so sehr, dass wir unserer Neugierde nicht widerstehen konnten. Wir wollten eigentlich nur still diese Wunder sehen und dann wieder gehen. Die Zauberer im Schloss konnten uns auch nicht so genau sagen, was bei diesem Ritual geschieht, so dass wir die Wichtigkeit wohl einfach unterschätzt haben. Wenn ihr es erlaubt, werden wir uns einfach wieder zurück ziehen und ihr könnt ungestört fortfahren. Yami und ich haben genug gesehen und wir werden wieder kommen, wenn es keinen Bewohner mehr stört.“ Yuugi spürte zwar, dass das Yami nicht gefiel und er nicht wirklich bereit war, sich schon zu Beginn ihrer kleinen Entdeckungstour rauswerfen zu lassen, aber Yuugi sandte wiederum warme, beruhigende Gefühle über ihr Seelenband und Yami seufzte nur ergeben auf. /Ich sollte wohl akzeptieren, dass mein Status hier nicht bekannt ist./ Yuugi boxte seine zweite Hälfte amüsiert in die Seite. ‚Ihr werdet auch mal eine Zurückweisung verkraften, oh großmächtiger Pharao.’ Yami hob in ihrem Seelenraum eine Augenbraue und meinte dann: /Niemand behandelt einen Pharao ungestraft so herablassend. Irgendjemand wird dafür bezahlen müssen./ Doch Yuugi entging der verführerische Unterton seines Geliebten nicht und so spielte er bereitwillig dieses Spiel mit. ‚Ich werde in meiner unermesslichen Großzügigkeit die Schuld dieser unwürdigen Kreaturen auf mich nehmen und Ihr, oh großer Herrscher, könnt mich an ihrer Stelle bestrafen.’ Yami blickte sein Licht lüstern an. /Ich habe da auch schon einen Ort und eine Strafe ausgewählt./ Damit sandte er Yuugi einige Bilder von ihnen auf schwarzem Samt, ineinander verschlungen und es spielten auch noch einige Ketten und andere Dinge eine tragende Rolle. Yuugi wurde promt rot um die Nasenspitze und presste Yamis Hand fester. Das war eine Strafe, die erstrebenswert war. Eldar räusperte sich und holte die beiden somit wieder in die Realität zurück. Verlegen lächelte Yuugi ihn an, doch Yami verzog keine Miene. Aber bevor der Elb etwas auf Yuugis vorherige Worte antworten konnte, erklang erneut ein Rascheln in den Sträuchern hinter der Reihe der Zentauren und ein weiterer Pferdekörper schob sich auf den freien Platz. Dieses Mal handelte es sich jedoch um eine weibliche Zentaur, die die Nacktheit ihrer menschlichen Hälfte in keiner Weise versteckte. Dennoch wirkte es wie die natürlichste Sache der Welt. Ihr Körper war schneeweiß und ihr braunes Haar fiel bis auf ihren Rücken hinab. Eldar wandte sich der Frau zu und verbeugte sich leicht, fast ehrfürchtig und Yami und Yuugi erkannten, dass es sich hier wohl um eine ranghöhere Zentaurenfrau handeln musste, als Rahon. Sie war es dann auch, die das Wort an Yami und Yuugi richtete. „Ich habe vernommen, was ihr sagtet und eure Neugierde ist verständlich. Magier mit eurer Macht, die das Wesen dieses Waldes nicht zu ergründen versuchten, wären wesentlich ungewöhnlicher. Eure Anwesenheit ehrt uns und ich lade euch ein, uns zu unserem Heim zu begleiten. Das Ritual des Mondes ist für diesen Tag beendet und eure Gesellschaft ist nicht länger störend. Wenn ihr unsere Gäste sein wollt, so seid ihr willkommen.“ Yami und Yuugi blickten die Frau nur verblüfft an und auch die Elben und Zentauren schienen von dieser Wendung überrascht. Doch abgesehen von Rahon protestierte niemand. „Aber Dahal, sie sind Menschen. Noch nie war ein Menschenfohlen in unserem Hort. Wieso erlaubst du ihnen...?“ „Rahon!“ Dahals Stimme durchschnitt schneidend den Wald und ließ den Zentauren verstummen. „Du bist noch immer jung und ungestüm und weißt nicht, dass es eine Zeit zum Fragen und eine Zeit zum Schweigen gibt. Doch ich kenne dein Gemüt und weiß, dass du erst lernen musst dich zurückzuhalten. Daher wirst du eine Erklärung erhalten.“ Kurz blickte sie Rahon starr an, als seziere sie seine Seele, dann fuhr sie fort. „Auch du hast das Begehren der Menschenzauberer vernommen, die Suche nach einer Waffe im Kampf gegen den größten Feind – ihren und unseren. Und du hast die Sterne gesehen. Wenn es dir entgangen ist, dass der strahlende Stern verstummt ist, seit die Menschenzauberer ihr Ritual vollbrachten, so sei hiermit darauf hingewiesen.“ Rahons Kopf ruckte zu Yami und Yuugi herum und er sah sie ungläubig an. „Diese Fohlen sind die Kraft, die die Zauberer riefen?“ Dahal nickte sanft und verständnisvoll. „Die Sterne lügen niemals und du vergisst, dass es zwar äußerlich Fohlen sind, aber ihre Macht ist die eines alten Baumes dieses Waldes – anders, ja, aber stark, mächtig und vielleicht das, was die Wage zum Kippen bringt. Sie sind also willkommen.“ Irgendwie war es gleichzeitig ein Befehl und eine Frage und Rahon blieb gar nichts anderes übrig, als zu nicken. Dahal wandte sich nun fragend an Yami und Yuugi und letzterer blickte sie nun neugierig an. „Wir wären sehr gern eure Gäste.“ Und damit war es entschieden. Schweigend wandte sich die Zentaurenfrau um und verschwand fast lautlos wieder im Wald. Ihr folgten ihre Artgenossen, bis nur noch die Elben bei Yami und Yuugi standen. Eldar forderte sie mit einem Blick auf, ihm zu folgen und meinte dann mit einem unergründlichen Lächeln: „Es ist sehr selten, dass die älteste Stute der Zentauren den Hort verlässt und sich persönlich um die Angelegenheiten ihrer Kinder kümmert. Und eine solche Einladung wurde wohl noch nie ausgesprochen.“ Yami nickte nur, doch Yuugi drückte sanft die Hand seines zweiten Ichs. „Wir sind uns der Ehre bewusst und werden uns ihr würdig erweisen.“ Damit folgte er Eldar durch den Wald und die restlichen Elben, die bisher geschwiegen hatten flankierten sie, nicht als Wachen oder Schutz, sondern als Reisegefährten. +-+-+-+-+-+-+ Auf dem Weg zum Heim der Zentauren sahen Yami und Yuugi keinen einzigen Pferdekörper oder Schweif mehr, doch das war nicht so tragisch. Eldar schien den Weg genau zu kennen und die beiden Duellanten vertrauten ihm. Sie sprachen am Anfang noch ein wenig über das Fest der Zentauren und die Rolle der Elben darin, doch mehr, als dass es sich um einen Initiationsritus der jungen Zentaurenfohlen handelte, bei dem die Sterne und die Magie der Elben wichtig waren, erfuhren die beiden eigentlich nicht. Da Eldar auf vorsichtige Versuche Yamis etwas mehr über dessen Volk und die Verbindung zu anderen Elfenarten wie den Hauselfen herauszufinden, nicht reagierte, verebbte das Gespräch dann irgendwann und die Menschen und Elben gingen schweigend unter dem tiefgrünen Blätterdach dahin. Der Regen musste mittlerweile aufgehört haben, doch da die Dämmerung gerade einsetzte, konnten sich nur noch wenige Sonnenstrahlen durch die Wolken kämpfen und bis zu ihnen vordringen. Yami und Yuugi gingen noch immer Hand in Hand durch die friedliche Stille. Zeitweise waren sie sich der Anwesenheit der Elben fast gar nicht mehr bewusst und sie genossen einfach nur die Atmosphäre des Waldes. In Gedanken und unhörbar für ihren Begleiter spekulierte Yuugi gemeinsam mit seiner dunkleren Hälfte über die Zentauren und Elben und auch über die Einhörner, doch viele Antworten erhielten sie dadurch nicht. Dann endlich lichtete sich das Grün und gefolgt von Eldar und den anderen traten sie auf eine große Lichtung heraus, in deren Mitte drei uralte Eiben verteilt standen und ihre immergrünen Nadeln in den nun dunklen Himmel streckten. Zwischen den majestätischen Bäumen und bis zum anderen Ende der grasbewachsenen Lichtung flackerten sonnengelb leuchtende Feuer knapp über dem Boden und sandten ihren warmen Schein überall hin. Auf Graslagern oder dem nackten Boden lagen ringsum Zentauren – Männer, Frauen, Fohlen. Jede Farbe und Größe war vertreten und es herrschte die Stimmung wie auf einem friedlichen und ausgelassenen Volksfest. Einige Zentauren lagen einfach nur da und betrachteten die schon vereinzelt aufleuchtenden Sterne zwischen den letzten Wolkenresten, während andere den Fohlen beim Spielen und Herumtollen zusahen, miteinander sprachen, aus großen Blättern wie Kelchen tranken, oder einfach nur das bunte Treiben beobachteten. Unter den Eiben waren einige hüttenähnliche Gebilde aus Gras und Holz zu erkennen, doch die meisten Zentauren hielten sich auf der freien Wiese auf. Staunend betrachtete Yuugi gemeinsam mit seinem zweiten Ich diese Szenerie und er konnte sich nur schwer das kriegerische Verhalten aus Hagrids Geschichten und aus ihrer eigenen Erfahrung an dem kleinen Waldsee vorstellen. Doch dann preschten links von ihnen mehrere junge Zentauren aus dem Wald. Ihre johlenden Rufe waren voller Freude, Tatendrang und Stolz und es war offensichtlich, dass diese Mitglieder der Herde nun vollwertige Hengste und Stuten waren und es kaum noch erwarten konnten, die heimische Lichtung zu verlassen um Abenteuer zu bestehen. Das passte eher zu Rahon und seinem Trupp. Eldar führte Yami und Yuugi schweigend zwischen den liegenden Leibern hindurch und die Zentauren folgten ihnen mit neugierigen Blicken. Doch entweder hatte Dahal ihre Ankunft angekündigt, oder diese Zentauren waren einfach nur älter, weiser und ruhiger, denn keiner stellte sich ihnen in den Weg, oder blickte sie wütend an. Nach einiger Zeit erreichten sie dann die mittlere Eibe und Yuugi erkannte den weißen Körper der alten Stute vor einer der Hütten auf einem Graslager. Der Frauenoberkörper, der nichts vom Alter der Zentaurenfrau verriet, war aufgerichtet und Dahal blickte den beiden Duellanten erwartungsvoll entgegen. Eldar verabschiedete sich nun von beiden, denn er und seine Männer hatten noch einiges für den nächsten Tag vorzubereiten und so traten Yami und Yuugi allein zu der Zentaurenfrau. Um sie herum waren weitere Lager ausgebreitet, einige leer und das flachgedrückte Gras zeugte noch von dem vorherigen Besucher, andere durch männliche und weibliche Zentauren besetzt, die alle keine Spur des Alters zeigten. Und doch war Yami klar, dass sie hier die Herdenführer vor sich hatten. „Setzt euch zu uns und trinkt einen Schluck Wasser mit uns. Unsere Nahrung wird euch wahrscheinlich nicht zusagen, aber wir rechneten natürlich nicht mit eurem Besuch.“ Dahal zeigte auf ein Häufchen Gras neben sich und Yami und Yuugi ließen sich bereitwillig darauf nieder. Es war fest und scharfkantig, doch da es die Zentauren nicht zu stören schien, ließen sich auch die beiden Menschen nichts anmerken. Außerdem waren sie durch das Leder ihrer Mäntel ausreichend geschützt und nach einiger Zeit war es sogar ein recht bequemes Sitzen. Die Zentauren um sie her fragten sie einiges über den Grund ihres Hierseins und ihren Eindruck des Waldes, doch sehr viel mehr wurde nicht gesprochen und es störte weder Yuugi noch den Pharao. Das Wasser, welches wohl durch einen Zauber in den großen Blättern gehalten wurde, war klar und rein und da es trotz der beginnenden Nacht auf der Lichtung nicht kalt wurde, entspannten sich Yami und seine andere Hälfte schon bald. Irgendwann, als dann die Wolken ganz verschwunden waren, erhoben sich die Zentauren unter den Eiben einer nach dem anderen und begaben sich ebenfalls unter freien Himmel. Nur Dahal blieb zurück und blickte Yami und Yuugi mütterlich an. „Sie beginnen nun die Weissagungen der Sterne zu erforschen. Nächte wie diese sind selten, denn durch die Rituale am Tag ist unser Geist geschärft und die Botschaften erreichen uns klarer als sonst.“ „Was seht ihr? Die Zukunft?“ Yuugis Stimme war ehrfürchtig. Er hatte von dem Wahrsageunterricht in Hogwarts nicht viel gehalten, aber hier spürte er, dass wirklich Wissen und Magie auf der Lichtung lag. Hier war es möglich, an Wahrsagen zu glauben. Nicht dieses Teeblättergelese oder Kristallkugelgedeute, sondern die echte Interpretation der Botschaften einer übergeordneten Sphäre. Nicht umsonst hieß es schon bei den alten Ägyptern, dass die Götter hinter den Sternen wohnen. Dahal schüttelte ihre langen Haare und lachte leicht. „Die Zukunft, die Vergangenheit. Das weiß man nie so genau. Manchmal sieht man auch die Gegenwart, doch nur wer weiß, wie er das Wissen der Sterne deuten muss, kann daraus den Verlauf des weiteren Weges ableiten. Ich sehe zum Beispiel, dass ihr beide sehr viele Fragen habt und dazu brauche ich nicht einmal die Sterne zu deuten, doch eure Antworten können uns bekannt sein oder nicht – das weiß man meist erst, wenn das Schicksal sie zu offenbaren bereit ist.“ „Also ist das Ganze nicht sehr hilfreich.“ Yamis Stimme war nicht abfällig, sondern vielmehr enttäuscht. Wenn niemand genau wusste, was da in den Sternen stand, nicht einmal die Zentauren, was brachte dann das Ganze? Dahal lachte erneut verständnisvoll. „Das werden wohl nur Zentauren begreifen. Vielleicht machen wir uns auch nur vor, die Sterne zu verstehen und in Wirklichkeit wissen auch wir nichts – wer weiß.“ Ihre Stimme klang nachdenklich und wieder schwiegen sie. Doch dann hatte Yuugi eine Eingebung und blickte Dahal fragend an. „Etwas würde ich schon gern wissen. Ihr könnt unsere Schattenmagie spüren, so wie Eldar oder auch die Hauselfen in Hogwarts. Aber auch wenn ihr es im Gegensatz zu den Elben als etwas düsteres, fremdes wahrnehmt, könnt ihr vielleicht doch antworten. Vielleicht gerade weil ihr nicht die Ehrfurcht der Elben teilt.“ Dahal blickte ihn aufmerksam an und auch Yami schwieg. Er ahnte, worauf sein Geliebter hinaus wollte. Yuugi überlegte kurz seine folgenden Worte, bevor er weiter sprach: „Bei dem Ritual der Zauberer um Dumbledore-sama wurden wir hier her gerufen. Vielleicht um euren Feind zu besiegen, vielleicht aus einem anderen Grund. Wie Ihr sagtet, das Schicksal und die Zeit werden es zeigen. Yami und ich waren vor diesem Ritual in einem Körper vereint und nutzten unsere Magie ohne darüber nachzudenken. In seiner früheren Inkarnation hatte Yami diese Macht ebenfalls und so haben wir nie etwas anderes vermutet, als dass es seine Magie der Schatten ist, die wir anwendeten. Doch nun, da wir hier sind – getrennt und jeder im eigenen Körper – da habe auch ich diese Macht. Ist es nun meine oder Yamis? Wir haben keine Antwort darauf gefunden.“ Dahal schwieg lange und blickte wie durch sie hindurch, doch dann sagte sie mit leiser Stimme: „Eure Seelen sind eins, dass kann ich mit Leichtigkeit erkennen. Euer Seelenband ist stärker als irgendeines, was ich je sah. Dennoch seid ihr zwei grundverschiedene Wesen. Das eine ist verwurzelt im Gestern, das andere im Jetzt. Ihr Yami, seid uralt und habt Eure Macht erhalten, um Menschen zu retten. Doch Ihr seid dem vorherbestimmten Schicksal des Todes entronnen und habt Eure Macht mit euch genommen und so verhindert, dass sie an Eure Nachfahren weitergegeben werden konnte. Dahingegen seid Ihr, Yuugi, die heutige Inkarnation Yamis. Seine Wiedergeburt, wenn Ihr so wollt. Da Yamis Macht verloren war, erhieltet Ihr Eure eigene Magie zum gleichen Zweck, wie Yami im Gestern – um die Menschen zu retten, die Euch wichtig sind. Dennoch besteht ein Unterschied zwischen Euch. Ihr seid wie das Ying und Yang, das Dunkle und das Helle, Schatten und Licht. Stellt es euch als eine hell brennende Flamme vor. Kaltes Licht kann verletzten, genau wie heißes Licht. Yami erhielt einen Teil der Flamme um seine Aufgabe zu erfüllen – kalt und vernichtend. Als er nicht starb, sondern diesen Teil des Feuers scheinbar für immer mit sich nahm, da erhielten die Wiedergeburten und so auch Ihr, Yuugi, den zweiten Teil der Flamme – warm, aber tödlich. Beides für sich ist eine starke Waffe, die alles erreichen kann. Doch eine Laune des Schicksals oder ein humorvoller Gott hat euch zur selben Zeit am selben Ort zusammengeführt und vereint. Aber nun brennen die Flammen im gleichen Takt neben einander in Harmonie ohne jedoch wieder zu einem Feuer zu werden – kalt und heiß zugleich. So gibt es euch in dieser Zeit zwei Mal – ebenso wie eure Magie, die eigentlich nur ein Mal existieren dürfte.“ „Also nutzt Yuugi seine Macht und ich die meine.“ Yami blickte Yuugi erleichtert an und Dahal nickte. /Das ist beruhigend zu wissen./ Yuugi stimmte seinem dunklen Ich zu. ‚Somit sind wir zusammen mächtiger als jeder von uns getrennt allein in seiner Zeit. Und das ist vielleicht auch der Grund, warum wir hier gelandet sind. Es dürfte uns eigentlich nur einmal geben. Doch weil wir zu zweit sind, sind wir eine Macht, die den Zauberern wirklich helfen kann – und deshalb erreichte dieses nebulöse Ritual trotz der fehlenden Spezifikation uns und niemanden sonst.’ Yami konnte dem nur zustimmen. Wieder schwiegen die drei einige Zeit, doch plötzlich drang ein protestierendes Geräusch an ihr Ohr und Yuugi blickte verlegen zu Boden. Dahal lachte und erhob sich. „Ihr solltet zurückkehren, bevor euer Hunger so groß wird, dass ihr unser Gras probiert. Ich kann euch versichern, dass ihr das bereuen würdet.“ Yami lachte leicht und sprang auf die Füße. Dann streckte er Yuugi die Hand entgegen und half diesem auf. /Es ist noch nicht zu spät, um zum Abendessen zu erscheinen. Außerdem würden sie misstrauisch werden, wenn sie uns nirgends finden können./ Yuugi nickte und wandte sich an die Zentaurenfrau. „Es war wirklich schön bei euch. Wir werden uns immer an die Zeit hier erinnern und danken sehr für Eure Gastfreundschaft.“ Dahal senkte grüßend den Kopf. „Lebt wohl, Menschenkinder.“ Dann trabte auch sie auf die Wiese hinaus und ließ sich neben ihren Artgenossen ins Gras fallen. Sie wusste genau, dass Yami und Yuugi ihren Weg nach Hause allein finden würden. Nachdenklich blickte Yuugi der Stute hinterher. „Wir hätten ihr die Milleniumskette für einige Zeit geben können. Das wäre das mindeste für ihre ehrlichen Antworten.“ Yami öffnete einen Weg durch die Schatten und Yuugi folgte ihm dichtauf. Als sie am Waldrand wieder in die wirkliche Welt hinaustraten meinte der Pharao jedoch: „Ich denke nicht, dass sie es angenommen hätte. Sie verstehen unsere Macht nicht wirklich. Sie verbinden sie wie die Zauberer mit etwas dunklem, düsteren und fühlen sich unbehaglich. Ihre Art der Vorhersage ist besser für sie. Und wenn es uns wirklich gelingt, diesen Voldemort zu schwächen oder zu vernichten, dann dienen wir ihr wahrscheinlich mehr – sie sagte ja selbst, dass er nicht nur der größte Feind der Zauberer ist, sondern auch der ihres Volkes.“ Yuugi lehnte sich lächelnd gegen Yami und fing dessen Lippen in einem sanften Kuss ein. ‚Du hast Recht. Aber der Tag war schön. Wir haben zwar noch längst nicht alles hier im Wald gesehen, aber ich denke, auch deine Neugierde ist vorerst befriedigt.’ Yami konnte nur in den Kuss lächeln. Nach einiger Zeit gingen sie dann gemeinsam zum Schloss hinauf, um wieder in die Welt der Menschen zurückzukehren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)