Siegel der Schatten von heavenfly ================================================================================ Kapitel 11: Hagrid ------------------ Siegel der Schatten /reinwusel/ So ohne mich jetzt lang mit Entschuldigungen und Erklärungen für die lange Wartezeit aufzuhalten, mach ich einfach weiter...dafür gibt’s auch gleich zwei Pitel, damit ihr was habt, worüber ihr euch freuen könnt. Kurz zu den Reviews: Erst mal danke danke an alle die das hier fleißig lesen und immer schön brav Kommis schreiben! at: Kyuuo: ^_^ Jupp, die Pilahs werden noch ihre Rolle spielen.../froi/ Ich geb mir mühe mit den Adults, wenn du sie nicht lesen kannst, sag Bescheid, dann schick ich sie dir...da du ja schon Ü18 bist, sollte Mexx mir für diesen Kommentar auch keine Probs machen ^_^'. At: Sierpe: Binns werd ich nicht näher erklären...ich finde Trollkriege nur einfach zu langweilig...verpeilt bleibt er trotzdem. Die Pilahs sind neu erfunden...och und ich hab nix gegen Lob. ^___^ At all: ich bemüh mich, jetzt wieder häufiger zu posten...Job und Umzug sind aber irgendwie anstrengend! *seufz* So nun aber los! Warnung: vermutlich ist mir Hagrid auch bissl OOC geraten - den kann ich einfach nicht so schreiben, wie ihn JK schreibt... Siegel der Schatten 11. Hagrid Auf dem Weg zu Hagrids Hütte begegneten den beiden Duellanten mehrere Schüler, doch abgesehen von einigen seltsamen Blicken wurden sie meist nur mit mildem Interesse beobachtet. Das war schon wesentlich angenehmer als am Abend zuvor in der Großen Halle. Noch immer wurden sie beide mit heimlichen Blicken von beiden Geschlechtern verfolgt, doch das war einfach zu ignorieren, denn das waren sie von zu Hause nicht anders gewohnt. Sie anzusprechen wagte niemand, denn obwohl Yuugi noch immer mit dem kleinen Pilah spielte, hatte Yami seine finstere Miene aufgesetzt und schreckte damit jeden allzu neugierigen Hogwartsschüler ab. Doch in Gedanken freute er sich über Yuugis Spiel mit dem geflügelten Kätzchen und beobachtete seinen Hikari mit Wärme im Herzen. Nach wenigen Minuten hatten sie die Hütte erreicht und Yami klopfte an. Glücklicherweise war die Mädchentraube, die sie zuvor vom Schloss aus beobachtet hatten, nun verschwunden und so nahe zum verbotenen Wald bevölkerten auch keine Schüler mehr das Areal. Es war angenehm ruhig um sie herum und Yuugi genoss die Stille. Sein Blick schweifte an der Hütte vorbei hinunter zum See, auf dem einige Boote unterwegs waren. Ab und an erhob sich ein langer Krakenarm und brachte das Wasser in Aufruhr. Das Urzeitgeschöpf genoss wohl tatsächlich die Blicke der Schüler in den Boten, so wie Lupin es ihnen beschrieben hatte. Das Pilah riss Yuugi wieder aus seinen Gedanken, weil es, noch immer auf dessen Hand sitzend, wieder begann nach einer der goldenen Haarsträhnen zu tapsen. Und dann öffnete sich auch endlich die schwere Holztür und Yuugi blickte auf, um herauszufinden, wer dieser Hagrid nun eigentlich war. Yami machte unwillkürlich einen Schritt zurück und blickte den Riesen verblüfft an. Das dichte Haar ließ nicht erkennen, wo der Bart aufhörte und das Kopfhaar begann und die Kleidung war schmutzig und abgetragen und zeigte deutlich, dass dieser Mann oft und ausdauernd im Freien und im Wald unterwegs war. Auch Yuugi war einen Schritt zurück gewichen, sah dann aber die gütigen, hellen Augen aus dem leicht geröteten Gesicht hervorlugen und meinte in Gedanken zu Yami: ‚Also, das Aussehen ist eindeutig zum Fürchten, aber seine treuherzigen Augen erinnern mich irgendwie an Joey.’ Yami nickte unmerklich. /Seine Aura könnte gar nicht reiner sein. Seine Erscheinung täuscht über seine Harmlosigkeit nur hinweg, allerdings äußerst erfolgreich./ Tatsächlich bestand die Aura aus warmen Farben, in die nur schwach Silber und Schwarz gemischt war. Doch bei diesem Furcht einflößenden Äußeren musste man wirklich zwei Mal hinsehen, um nicht falsche Schlüsse zu ziehen. Der Mann, der da vor ihnen stand, ginge gut und gerne als brutaler und ungehobelter Riese durch, wären da nicht die sanften Augen, die sie noch immer leicht verwirrt musterten. Jetzt fanden die beiden auch endlich in die Wirklichkeit zurück und Yuugi trat neben seine zweite Hälfte und lächelte leicht verlegen. „Sie sind Hagrid-san, nicht wahr? Sie müssen verzeihen, wenn Sie uns ein wenig erschreckt haben, aber Sie sind so groß, dass wir etwas verblüfft waren. Vergeben Sie uns, wenn wir unhöflich waren. Ich bin Yuugi Mutô und das ist Yami Atemu. Wir freuen uns, Sie kennen zu lernen, Hagrid-san.“ Der Mann blinzelte verdutzt, lachte dann verlegen und meinte mit einer tiefen aber dennoch angenehm klingenden Stimme: „Nee, nee, das bin ich gewohnt. Ihr seid nich die ersten, die mich so ansehen. Bisher hat sich nur noch keiner dafür entschuldigt! Ihr seid die beiden Muggels, die bei der Beschwörung hergekommen sind, nich’?“ Erschrocken hielt der Mann inne und blickte sich um. „Das soll ich doch nich laut sagen, hat Dumbledore gesagt. Ist nämlich n Geheimnis. Aber kommt rein. Was bringt euch denn hierher?“ Damit trat er wieder zurück in die Hütte und hielt die Tür für sie auf. Sowohl Yami als auch Yuugi erkannten, dass Hagrid ein wenig schneller redete, als er darüber nachdachte. Doch den Mann deshalb einfältig zu nennen, war sicher unangebracht. Er war eben ein gutmütiger Kerl, dem es schwer fiel, daran zu denken, dass nicht alle Welt so gut war und dass Geheimnisse einen Grund hatten. Sie betraten den relativ kleinen Raum und Hagrid schloss hinter ihnen die Tür wieder. Das erste, was die beiden Duellanten feststellten, war der Eindruck von totalem Chaos. Doch je länger sie sich umsahen, desto deutlicher wurde, dass es sich nicht um ein Tohuwabohu aus Gegenständen handelte. Im Gegenteil hatte alles seine Ordnung, nur waren die Regale, Schränke und Truhen hoffnungslos überfüllt und quollen vor Erinnerungsstücken, Kostbarkeiten oder einfach nur schönen Kleinigkeiten beinahe über. An der Decke hingen vertrocknete Dinge, die erst auf den zweiten Blick als Gewürze und Tee erkennbar waren. Einige liebevoll gepflegte Topfpflanzen mit seltsamen Blüten stellten das Fenster beinahe zu, so dass es trotz der Tageszeit fast dunkel in dem Raum war. Wie ein so großer Mann wie Hagrid in so wenig Raum leben konnte, verstanden aber weder Yami noch Yuugi. Nach einer Minute, in der sich beide unverholen, aber auch offensichtlich neugierig umgeschaut hatten, erklang ein lautes Räuspern und Yuugi blickte sich verlegen um. „Entschuldigen Sie, Hagrid-san, dass wir so neugierig sind. Aber Sie haben hier viele erstaunliche Sachen gesammelt. Das ist beeindruckend.“ Yuugis Stimme drückte genau die Bewunderung aus, die er empfand, denn er ahnte, wie viel Mühe und Zeit es gekostet hatte, diese Sammlung aufzustellen. Nun trat er einen Schritt weiter in den Raum und auch Yami folgte ihm, so dass Hagrid Platz hatte, an ihnen vorbei zu treten. Plötzlich wurden Yamis Augen von einem Gegenstand auf einer der Truhen angelockt und er stutzte. Eilig trat der Pharao darauf zu, stockte dann jedoch ehrfürchtig. Yuugi, der Yamis Gefühlsausbruch wieder in die Wirklichkeit zurückholte, weil auch er noch immer den Blick nicht von den Regalen lassen konnte, drehte sich zu seiner zweiten Hälfte um. ‚Was ist, hast du was entdeckt, Yami?’ Der Angesprochene antwortete nicht und Yuugi wollte schon zu ihm treten, als sich Hagrid, der am Tisch zwei große Tassen mit dampfendem Tee befüllt hatte, wieder umdrehte. „Ich habe auch lang gebraucht, bis das hier alles da war. Wir können bei ner Tasse Tee drüber reden, ja? Und Hermine…“ Jetzt stoppte Hagrid, denn er hatte Yami über einer seiner Truhen hocken sehen. Ein leichtes Lächeln glitt unsichtbar über das Gesicht des Riesen, hatte dieser Junge doch auf Anhieb einen seiner wertvollsten Gegenstände gefunden. „Yuugi, nicht wahr?“ Als sich Yuugi beim Klang seines Namens erschrocken umsah, denn er hatte gerade herauszufinden versucht, was Yami so Verblüffendes entdeckt hatte, lachte Hagrid leise in seinen Bart und zeigte dann auf einen großen Sessel. Erst jetzt entdeckte Yuugi, dass da noch ein Mädchen anwesend war. Er hatte sie am Mittag in Geschichte der Zauberei neben Ron sitzen sehen, also musste das Hermine sein. Ron hatte ja erwähnt, dass er sie später abholen wollte. Die braunhaarige Schülerin blickte mit klugen Augen über ihre dampfende Tasse hinweg und schien sich gut zu amüsieren. Doch angesichts des großen Bücherstapels auf der einen Seite und Kopf des riesigen Hundes auf ihren Knien, war es kein Wunder, dass Yuugi und Yami das Mädchen zuerst übersehen hatten. Hagrid war an ihm vorbei auf Yami zugegangen und meinte zu Yuugi: „Setz dich schon mal. Dein Freund scheint ’n paar Fragen zu ham zu dem, was er da gefunden hat.“ Yuugi ging achselzuckend zu dem Sessel und ließ sich mit einem verlegenen Blick zu Hermine darin fallen. Sie schien es ihm jedoch nicht übel zu nehmen, dass er sie bis jetzt nicht beachtet hatte, denn sie lächelte nur fröhlich zurück, beobachtete aber weiter Yami und Hagrid. Yuugi hingegen setzte das kleine Pilah auf seinen Schoß, griff nach der Tasse und versuchte endlich Kontakt mit Yami zu bekommen. Bis jetzt hatte dieser auf keine seiner Fragen geantwortet, was nur bedeuten konnte, dass er etwas absolut Unglaubliches entdeckt hatte. Wie gern wäre Yuugi einfach zu ihm hingestürmt, doch erstens ließen das die räumlichen Gegebenheiten nicht zu, denn mit Yami und Hagrid war die Ecke praktisch überfüllt. Und zweitens brauchte Yami wahrscheinlich selbst noch Zeit, um zu begreifen, was er da entdeckt hatte – wenn er es überhaupt so genau wusste. Yuugi würde früh genug alles erfahren. Also konnte er sich auch ein wenig in Geduld üben und Yami die Zeit geben, die er brauchte. Der ehemalige Pharao hatte von all dem nicht viel mitbekommen. Nur am Rande hatte er Yuugis Kontaktversuche bemerkt, war jedoch zu abgelenkt von seinen eigenen Gedanken gewesen, um seinem Aibou zu antworten. Noch immer hockte er vor der Truhe und betrachtete ehrfürchtig den kartuschenähnlichen Gegenstand in seiner Hand. Es handelte sich um eine etwa 10 Zentimeter hohe und 2 Zentimeter dicke Platte aus einem schwarzen Mineral, mit eingravierter, goldglänzender Schrift. Die Vorderseite war wie eine typische Kartusche mit neuägyptischen Zeichen geschmückt, die Yami ohne Probleme als den Namen Merrat lesen konnte. Doch die Tatsache, dass diese Kartusche größer als normal war und in ihr scheinbar etwas wie in einem Kästchen verborgen war, verwunderte Yami schon sehr. Aber noch mehr verwirrte ihn die Innschrift auf der Rückseite in hieratischen Hieroglyphen, die scheinbar ein Rätsel in altägyptisch darstellten. Nicht, dass Yami den kurzen Text nicht lesen konnte. Im Gegenteil! Doch er konnte zu diesem Zeitpunkt nur ansatzweise erahnen, was es bedeutete. Plötzlich legte sich eine schwere Hand auf Yamis Schulter und der Pharao zuckte erschrocken zusammen. Als er aufsprang und sich umdrehte ertönte von Hagrid ein wohlwollendes Lachen und Yami musste verlegen grinsen. „Du musst nich erschrecken. Ich versteh’, wenn du ganz versunken in die Kartusche bist. Hab gehört, du lernst das mit deinem Freund zusammen. Da wundert’s mich nich, dass du das sofort gefunden hast.“ Yami nickte und blickte zurück auf den kühlen Kristall in seiner Hand. Jetzt, außerhalb der dunklen Ecke wirkte das Mineral nicht mehr schwarz, sondern blau und als Yami es leicht drehte, wandelte sich die Farbe in ein dunkles Rot. Doch das war keine Magie, dass wusste der Duellant. Diesen Effekt hatte er schon einmal in einem Museum für Mineralogie beobachtet und er erinnerte sich auch an den Namen des Kristalls. „Veredelter Turmalin!“ Yami hauchte es ehrfürchtig, denn im alten Ägypten galt dieses Mineral als sehr selten, besonders, wenn es durch einen aufwändigen und für die Forscher noch immer rätselhaften Arbeitsprozess so verändert worden war, wie Yami es jetzt vor sich sah. Dann erinnerte er sich daran, dass er ja noch immer in Hagrids Hütte stand und hier nicht einfach in fremder Leute Sachen kramen konnte ohne wenigstens zu fragen oder sich zu entschuldigen. Außerdem spürte er jetzt wieder deutlich Yuugis Gedanken und dessen Neugierde und beschloss, dass die Geheimniskrämerei langsam vorbei sein sollte. „Entschuldigen Sie, dass ich einfach so Ihre Sammlung durcheinander bringe, Hagrid. Aber Sie haben Recht, die Kartusche interessiert mich – obwohl – eigentlich ist es ja keine richtige. Hier ist nicht nur der Name von diesem Merrat eingraviert, sondern es handelt sich eigentlich mehr um ein Gefäß zur Aufbewahrung von Botschaften über lange Zeit hinweg. Nur das Rätsel verstehe ich nicht wirklich.“ Hagrid lachte dröhnend und schob Yami dann zu einem weiteren Sessel, bevor er sich selbst auf einen Hocker setzte. „Das hätt’ mich auch schwer gewundert. Selbst Dumbledore hat’s nich geschafft, das Gekritzel ganz zu lesen.“ Doch Yami schüttelte den Kopf und drehte die etwas zu breit geratene Kartusche weiter in der Hand. „Sie verstehen mich falsch. Ich habe keine Probleme damit, die Inschrift zu lesen. Es ist ein alter Dialekt, aber er ist nicht besonders schwer zu entziffern, wenn man ein paar Grundkenntnisse in der alten Sprache der Ägypter hat.“ Damit untertrieb Yami bei weitem, denn es gab in dieser Zeit neben ihm und Yuugi nur noch wenige Menschen, die Altägyptisch fehlerlos lesen konnten – und die meisten befanden sich in ihrem Freundeskreis. Nachdenklich fuhr Yami dann fort: „Es ist aber so, dass der Text keinen Sinn ergibt. Es ist wie ein Rätsel, welches die Hälfte seiner Worte verloren hat.“ Plötzlich stutzte der Pharao und hielt die Kartusche etwas näher an seine Augen, um in dem schwachen Licht mehr Einzelheiten zu erkennen. Verwundert keuchte er auf und blickte erst Yuugi, der ihn neugierig beobachtete und dann Hagrid an. „Das ist Elektrum!“ Bei den Worten Yamis sprang Yuugi wie elektrisiert auf und eilte an die Seite seines Geliebten. „Das ist nicht möglich. Bist du sicher? Elektrum auf einer Kartusche? Das kann gar nicht stimmen!“ Doch Yuugi wusste, dass Yami sich nicht irrte. Er streckte die Rechte aus und zog den schmalen Gegenstand in Yamis Hand näher zu sich, um besser sehen können und nun keuchte auch Yuugi erstaunt und überwältigt auf. „Du hast Recht. Elektrum! Und veredelter Turmalin. Das ist so selten wie...wie Wasser in der Sahara! Wie kommt es, dass eine Kartusche aus so wertvollen Materialien gefertigt wurde? Und wieso ist die eigentlich so dick?“ Nun nahm Yuugi seinem Freund das Artefakt vollends aus der Hand und las selbst die Inschrift. Es stimmte, der Dialekt war einfach zu entziffern – wenn auch nur für sie – doch der Inhalt ergab keinerlei Sinn. Es war kein Wunder, dass es Dumbledore oder einem seiner Gelehrten nicht gelungen war, den kurzen Text zu übersetzen, denn nur jemand wie Yami, der das alte Ägyptisch als seine Muttersprache absolut beherrschte, konnte in diesem verwirrenden Kauderwelsch Worte übersetzen. Jeder andere, der nicht gerade wie Yuugi von Yami diese Sprache gelernt hatte, musste daran verzweifeln, eine Übersetzung anfertigen zu können, ganz einfach dadurch, dass sich der Sinn der Worte durch den fehlenden Inhalt immer wieder entzog. Selbst eine Koryphähe wie Sugoroku Mutô bräuchte wenigstens einen halbwegs verständlichen Kontext, um den Sinn der Inschrift zu verstehen. Yuugis und Yamis Gedanken wurden durch Hagrid unterbrochen, der beide nachdenklich über seinen Bart hinweg betrachtete. „Ich hab’s von Bill, einem Freund, der in Ägypten arbeitet, bekommen. Hat’s in einer alten Schatzkammer in einem fast vergessenen Verließ in Gringotts gefunden. Er hat’s mir geschenkt, weil er weiß, dass ich gern Sachen sammle. Dumbledores Freunde konnten das nich lesen und deshalb hat er gemeint, es wäre viel wert und ich soll gut drauf aufpassen. Die haben damals auch von diesem Eletrukon-Zeugs geredet. Ich hab nich viel verstanden, davon. Aber da Merrats Name drauf steht, muss es wertvoll sein.“ Yami blickte Hagrid verwirrt an. „Merrat, wer soll das sein? Es gab keinen Pharao, der so hieß.“ Hagrid lachte wieder dröhnend und klopfte mit seiner rechten Hand begeistert auf seinen Schenkel. „Pharao...das is gut...Merrat ein Pharao!“ Während Hagrid noch immer lachte und Yami ihn immer verwirrter anschaute, setzte sich Yuugi wieder auf seinen Sessel, blickte aber weiterhin auf die Kartusche in Yamis Hand. Das war unglaublich. Elektrum war ein Metall, welches zur Hälfte aus Silber und zur Hälfte aus Gold bestand. Es kam unglaublich selten in der Natur vor und war sehr schwer chemisch herzustellen, auch heute noch. Die alten Ägypter hatten es als das Metall der Sonne verehrt und ihre Pyramiden- und Obeliskenspitzen damit verziert, denn es sollte den Göttern der Sonne, des Lichts und des Lebens den Weg zu den heiligen Städten der Pharaonen weisen. Wenn dieses Metall als Schreibmaterial für die Kartusche benutzt worden war, die noch dazu aus veredeltem Turmalin bestand, dann musste dieser Merrat wirklich eine hoch gestellte Persönlichkeit gewesen sein. Doch weder er noch Yami hatten während ihres Studiums oder in Yamis Erinnerungen jemals etwas von diesem Mann gehört. /Hab ich was Witziges gesagt?!/ Yami blickte noch immer verwirrt drein und schaute dann zurück auf die Kartusche, dessen Material nun bläulich-rot schimmerte und das schwache Tageslicht brach sich effektvoll auf den Schriftzeichen, die alle vier Seiten bedeckten. ‚Ich wüsste nicht, was.’ Yuugi blickte wieder verwundert zu Hagrid, der noch immer leise vor sich hin lachte. Plötzlich räusperte sich das Mädchen neben ihm und blickte die beiden Duellanten aus klugen, braunen Augen an. „Merrat war kein Pharao. Und er war auch kein Ägypter. Es verwundert mich auch nicht, dass ihr als Muggel noch nie etwas von ihm gehört habt, denn er war ein bedeutender Zauberer.“ Hagrid nickte heftig. „Genau. Ein Zauberer. Er is viel gereist und war auch mal in Ägypten, aber Pharao war der nie.“ Wieder lachte Hagrid laut auf. Diese Vorstellung schien ihn zu amüsieren. Hermine verdrehte leicht die Augen, angesichts des Benehmens des Wildhüters. Die beiden Muggel konnten das ja nun wirklich nicht wissen! Also war es wohl an ihr, sie aufzuklären. Mit einem leicht belehrenden Tonfall begann Hermine dann zu berichten und Yami und Yuugi hörten interessiert zu: „Merrat war ein Zauberer, der vor über 2500 Jahren lebte. Er war ein bedeutender Magier und hatte große Ehren von Königen und Fürsten erhalten. Er bekam vom alten Zaubererrat, der damals die Belange der magischen Welt regelte, auch die Aufgabe, in der Welt umher zu reisen und Wissen über andere Kulturen und andere Magie zu sammeln. Schon damals war bekannt, dass es neben unserer Magie noch andere gab und Merrat sollte in Erfahrung bringen, wie mächtig diese Kräfte waren und ob sie gefährlich waren oder ob man das Wissen nutzen konnte, um unsere Magie darum zu erweitern. Merrat gelangte auch nach Ägypten an den Hof des damals herrschenden persischen Königs Kambyses. Der Zauberer fand keine Spuren der angeblich so mächtigen Magie, von denen Legenden berichtet hatten und wollte schon wieder weiter ziehen. Doch da erreichte das Königshaus die Nachricht von einem starken Wirbelsturm, der direkt aus der Wüste kam und auf Memphis – die damalige Hauptstadt Ägyptens – zuhielt. Natürlich wunderte sich Merrat, das ein Wirbelsturm, der schon vor drei Tagen in der Wüste gesehen wurde, noch immer stabil war und so zielgerichtet die Hauptstadt bedrohte. Merrat sah sich das selbst an und entdeckte eine ihm fremde Magie, die den Sturm scheinbar antrieb und Ägypten bedrohte. Kambyses bat Merrat um Hilfe, denn all seine Zauberer zusammen waren nicht stark genug, um die Bedrohung aufzuhalten. Wie gesagt, die Ägypter hatten nicht diese Macht, die sie den Legenden nach besitzen sollten. Also entschloss sich Merrat, den Sturm auf zu halten. Er stoppte den Wirbelsturm an einer Felsenklippe nur wenige hundert Meilen vor Memphis und dadurch wurde die Klippe zerstört und sogar ein Graben geöffnet. Die Gefahr war gebannt und als der König und der Zauberer hin gingen, um sich den Schauplatz anzuschauen, da entdeckten sie wertvolle Erze und Kristalle, die Ägypten für einige Zeit sehr reich machten. König Kambyses dankte Merrat für die Rettung seines Landes und für die wertvollen Gesteine nun seinerseits mit Macht und Reichtum und erfüllte ihm jeden seiner Wünsche. Wahrscheinlich stammt diese Kartusche mit Merrats Namen ebenfalls aus dieser Zeit und war ein weiteres Zeichen für die Dankbarkeit und Ehrerbietung des Königs für den großen Zauberer.“ Yami und Yuugi blickten einander an, als Hermine geendet hatte. „Das war 525 vor Christus, als die Perser regierten. Von Kambyses hab ich gehört. Das erklärt, wie er und seine Nachfolger ihre Kriege danach hatten finanzieren können, obwohl Ägypten eigentlich damals nicht so reich war.“ Yuugi nickte Hermine zu. ‚Das war weit nach deiner Zeit, also konntest du das nicht wissen. Und in den historischen Aufzeichnungen stand davon nirgends etwas. Aber es zeigt, dass du mit deinen Taten Erfolg hattest.’ Yami stimmte Yuugi in Gedanken zu. /Ja, die Schattenmagie war schon nach 600 Jahren vergessen und es blieben ohne die Monster und Rituale nur noch kleine Schamanenzauber, die nicht ausreichten, um Merrats Neugierde zu wecken. Aber ich glaube, ich habe von diesem Wirbelsturm mal gelesen. Es war zwar nur die Rede von einer große Katastrophe, die Men Nefer, die Städte des Guten, bedrohte und abgewendet werden konnte. Aber es könnte dieses Ereignis gemeint gewesen sein./ Yuugi nickte in Gedanken. ‚Aber wenn sie damals nichts mehr von der Schattenmagie wussten, wie konnte dann jemand den Wirbelsturm aussenden. Das klang nämlich verdächtig nach ‚Staubtornado’ vielleicht gekoppelt mit ‚Schwarzes Loch’ oder etwas Ähnlichem.’ /Du hast Recht, aber vielleicht hatten sich einige wenige noch etwas Wissen bewahrt oder jemand war durch Zufall auf eine Steintafel gestoßen. Wir wissen nicht, ob damals alle Monster und Fallen zurück in die Schatten gebannt wurden. Doch mächtig kann der Zauberer nicht gewesen sein, oder dieser Merrat hatte mehr drauf, als die jetzigen Zauberer. Staubtornado kann man nicht bekämpfen, indem man ihn nur gegen eine Klippe drückt./ Das stimmte. Diese Zauberkarte war sehr mächtig. Aber wenn wirklich nur jemand zufällig auf ein Stück Magie des Schattenreiches gestoßen war, hatte er die Macht vielleicht ohne das nötige Wissen und die nötige Kontrolle eingesetzt und dann wäre der Kampf für Merrat leicht gewesen. „Das ist erstaunlich. Ich sehe, selbst als Studenten der ägyptischen Geschichte können wir hier noch viel lernen, nicht Yami?“ Dieser nickte und blickte dann Hermine an. „Vielen Dank, dass du uns diese Geschichte erzählt hast. Das fügt einige Teile in das Puzzle der vergangenen Zeiten, auch wenn wir wohl gezwungen sein werden, diese Geschichte vor unseren Professoren an der Uni geheim zu halten – ganz einfach, weil sie uns nicht glauben würden.“ Hermine lachte darauf hin fröhlich und nickte. „Das ist wahr.“ Yami blickte nun wieder auf die Kartusche herab und hielt sie dann Hagrid hin. „Das bedeutet, sie ist wirklich sehr wertvoll, wenn sie ein Geschenk an einen so mächtigen Zauberer war. Sie sollten gut darauf achten und ich bedanke mich, dass ich sie sehen durfte. Ich frage mich nur, was das Rätsel zu bedeuten hat und ob sich hier drin wirklich noch etwas befindet. Normale Kartuschen sehen nämlich eigentlich nicht so aus. Sie sollten sie noch einmal von Dumbledores Experten untersuchen lassen.“ Hagrid schüttelte jedoch leicht den Kopf und nahm die Kartusche nicht an. „Die Experten haben schon über ein Jahr da dran rumgedoktert und nix gefunden. Ihr beiden seid auch die ersten, die lesen können, was da drauf steht. Ich denk, die Kartusche ist bei euch besser aufgehoben. Vielleicht findet ihr ja raus, was drin ist, wenn wirklich was drin ist. Ihr könnt sie mir ja zurück geb’n, wenn ihr nix finden tut.“ Bei Hagrids Worten leuchtete Yuugis Gesicht auf und auch Yami verzog die Lippen zu einem leichten Lächeln. Würdevoll meinte der ehemalige Pharao: „Dann danken wir Ihnen, dass Sie uns etwas so wertvolles anvertrauen. Wir werden gut darauf achten und Sie benachrichtigen, wenn wir etwas Neues erfahren haben.“ Hagrid lachte wieder: „Gut. Aber, jetzt wo das geklärt is, warum seid ihr eigentlich beide hergekommen?“ Yami blickte Yuugi verblüfft an und dieser grinste verlegen. „Das hätten wir fast vergessen.“ Damit schnappte sich Yuugi den kleinen Pilah, der sich zwischenzeitlich auf der Armlehne seines Sessels zusammen gerollt hatte, als er bemerkt hatte, dass seine neuen Freunde von anderen Dingen abgelenkt gewesen waren. „Wir haben den Kleinen auf den Quidditchtribünen gefunden, oder besser, er hat uns gefunden. Und die Spieler sagten, dass er Ihnen gehören würde. Deshalb sind wir hergekommen. Wir konnten den Kleinen ja nicht so einfach sich selbst überlassen.“ Damit setzte Yuugi das kleine, geflügelte Kätzchen, welches nun wieder völlig golden schimmerte, auf den Tisch und ließ zu, dass es mit seinen Armbändern spielte. „Oh, ich hab mich schon gewundert, dass einer fehlte. Aber die Kleinen machen manchmal, was sie wollen. Ich hab noch ne ganze Rasselbande davon hier drin.“ Hagrid zeigte mit einer Hand über die Schulter hinter sich, wo in einer Ecke ein großes Körbchen stand. „Auf alle aufzupassen ist echt schwer und als vorhin die Mädels zum Füttern da warn, muss er sich wohl davon gemacht haben. Aber die Kleinen finden ihren Weg immer wieder zurück. Trotzdem schön, dass ihr ihn hergebracht habt.“ Hagrid schien wirklich erfreut darüber zu sein und Yuugi und Yami mochten den Mann immer mehr. Jemand, der so viel für Tiere übrig hatte, wie es aus Hagrids Worten herauszuhören war, konnte nur ein netter Mensch sein. Hermine hingegen lehnte sich interessiert nach vorn und betrachtete den Pilah nachdenklich. Als Yami sie darauf hin verwundert ansah, lächelte sie verlegen, konnte ihre Verwunderung jedoch nicht ganz verbergen. Das schien das Mädchen wohl selbst zu bemerken, denn sie meinte nun: „Ich hab noch nie ein ganz goldenes Pilah gesehen.“ Hagrid, Yuugi und Yami blickten das Mädchen verblüfft an, doch aus ganz verschiedenen Gründen. Yuugi und Yami wussten einfach nicht, was die braunhaarige Gryffindor damit meinte, doch Hagrid verstand und wunderte sich nun ebenfalls. „Stimmt, Mione. Ganz golden geht eigentlich nicht, wenn sie nicht in ihrer Heimatherde sind.“ Dann blickte er Yuugi neugierig an, der sich unbehaglich auf seinem Stuhl wand, während das Pilah noch immer mit seinen Armbändern spielte. ‚Hab ich irgendwas verpasst? Was ist daran so besonders?’ Yami blickte Hermine und Hagrid misstrauisch an und meinte dann: /Ich verstehe das auch nicht. Aber sie verwundert das wohl sehr. Ich frage mich, was diese Pilahs sind./ Und als Yami diese Frage dann auch laut aussprach, streckte Hermine eine Hand aus und nahm das Kätzchen zu sich. Augenblicklich verfärbte es sich komplett. Die Schwingen und das Fell wurden von einer harmonischen Mischung aus Braun-, Rot und Violetttönen überzogen und das Gold war vergangen. Dem Kätzchen schien seine äußerliche Veränderung jedoch gar nicht bewusst zu sein, denn es spielte weiterhin mit Hermines Hand, die das Mädchen knapp außerhalb der Reichweite über dem Tisch hielt. „Pilahs sind Aurenspürer. Sie verfärben sich automatisch in der Farbe der Auren einer bestimmten Person. Deshalb ist es so seltsam, dass es bei Yuugi komplett golden gefärbt ist. Eine solche Aura gibt es nicht.“ ‚Oh, oh, ich ahne etwas. Yami, versuch das Kleine nicht zu berühren, solange wir hier sind. Bloß gut, dass ich es hier her getragen hab.’ Yami konnte dem nur zustimmen. Sie beide erinnerten sich noch gut daran, wie sich die Flügel des Wesens auf der Tribüne verfärbt hatten, als das Kätzchen Yami berührt hatte. Es war kein richtiges Schwarz gewesen, doch es war dem sehr nahe gekommen und jetzt wussten beide auch, woran sie diese Farbe erinnert hatte. Es war dieses violett-schwarz, welches die Farbe des Schattenreiches darstellte. Doch diese Magier hier setzten Schwarz mit dem bösen gleich und würden den Unterschied zwischen Schwarz und Schwarz nicht erkennen können. Sie würden sich über Yamis scheinbar halb gute, halb böse Aura noch mehr wundern, als über Yuugis komplett goldene. Und dazu kam noch, dass sich die Pilahs scheinbar komplett färbten, so wie jetzt bei Hermine. Das Kätzchen zeigte sowohl auf Fell als auch auf den Flügeln die gleiche Mischfarbe, während bei Yami nur die Flügel schwarz gefärbt waren, der Körper aber golden geblieben war. /Ich werd’ aufpassen. Scheinbar sind diese harmlosen Wesen gefährlicher als wir dachten – zumindest für unsere Geheimnisse./ ‚Offensichtlich.’ Doch an Hermine gewandt, meinte Yuugi zweifelnd: „Ich kenne mich mit Auren und so wirklich nicht aus, aber vielleicht wirkt das bei Muggeln nicht richtig. Wenn ich mich nicht irre, steht Gold doch für Gut in der ‚Aurenfarbenlehre’. Aber wie du schon sagtest, so etwas gibt es nicht. Das ist sicher ein Fehler.“ Hermine blickte ihn zweifelnd an und wollte schon antworten, als Hagrid sie unterbrach: „Vielleicht hat Yuugi Recht. Pilahs sin’ von Natur aus golden, weil sie ohne Kontakt mit anderen Wesen, ihre eigene Aura zeigen. Und die is eben so rein und unschuldig, dass sie golden is. Ich glaub nich, dass schon mal wer einen Muggel damit getestet hat, also kanns schon sein, dass Pilahs nur bei Zauberern funktionieren.“ Doch Hermine war nicht überzeugt. Wenn es Ausnahmen gab, hätte das doch wohl in ihrem Buch gestanden. Und Pilahs zeigten sogar die Aura von Vampiren, Zentauren und Hauselfen, die zwar zugegebener Maßen alle magische Wesen waren, aber doch auch nicht zu den Zauberern gehörten. Das war sehr seltsam. Und Hermine musste zugeben, dass diese beiden Muggel nun doch ihre Neugierde geweckt hatten. Zuerst hatte sie die beiden nicht für besonders interessant oder wichtig gehalten – es waren ja nur Muggel. Doch nun hatte sie ja Gelegenheit gehabt, die zwei zu beobachten und was sie gesehen hatte, war mehr als sonderbar. Sie machten manchmal den Eindruck, sich ohne Worte zu verstehen, als wären sie Eins und ihr gleiches Aussehen verwirrte Hermine noch immer. Dabei waren sie doch ganz offensichtlich zwei unterschiedliche Charaktere und Hermine erinnerte sich noch an Rons Worte über das seltsame verhalten der Karte des Rumtreibers bezüglich dieser beiden Muggel. Remus Lupin, den einzigen, der sich mit der Karte wirklich bis zum letzten auskannte, konnten sie schlecht fragen, nachdem sie ja nicht mehr zum Orden gehörten und sich eigentlich nicht in Dinge einmischen sollten, die sie nichts angingen. Und Harry machte auch nicht den Eindruck, als würde er sich gern mit den Muggeln beschäftigen. Aber das immense Wissen über das alte Ägypten, welches bei Yamis Worten nur angedeutet worden war, beeindruckte Hermine noch immer nachhaltig und sie hatte das Erstaunen der zwei über die Kartusche noch nicht vergessen. Vielleicht waren sie es doch wert, sich näher mit ihnen zu beschäftigen. Und dazu kam nun noch der Pilah, welcher, noch immer in ihren Aurenfarben, an ihre Hand gekuschelt eingeschlafen war. Waren Muggel wirklich eine Ausnahme? Hermine brannte darauf, dies herauszufinden und eigentlich war das auch ganz leicht, denn immerhin saßen hier in diesem Zimmer gleich zwei Muggel. Sie brauchte nur nachzusehen, welche Farbe erschien, wenn Yami das Kätzchen berührte und sie hatte Gewissheit. Entweder das Pilah blieb golden und Muggel hatten keine erkennbare Aura, weil sie eben keine Magie hatten, oder es färbte sich anders und Yuugi war wirklich die Quelle dieser absolut reinen, goldenen Färbung. Dann würde sich nur wieder die Frage stellen, die sie ganz am Anfang schon einmal beschäftigt hatte; nämlich, wie es kam, dass jemand eine solche Aura besaß – etwas, was bei Menschen einfach nicht möglich sein konnte. Aber andererseits, trotz dieser unerklärlichen Frage, wünschte sich Hermine fast, dass Muggel doch keine Ausnahme waren. Denn das Mädchen hätte zu gern gewusst, welche Aura Yami Atemu trug. Er hatte diese purpurroten Augen, die gleichzeitig Furcht einflößend und königlich wirkten und seine Haltung zeigte Stolz und irgendwie etwas Hoheitliches, was sich Hermine nicht erklären konnte. Es war kein Wunder, dass die Hälfte des Gryffindorturmes – weiblich, wie männlich – diesen beiden Jungen hinterher schmachtete. Yuugi und Yami waren beide unglaublich attraktiv, doch wo Yuugi unschuldig und freundlich wirkte, war Yami unnahbar und geheimnisvoll. Von weitem war das nicht zu beobachten und Hermine konnte diese Gedanken auch erst jetzt so richtig in Worte fassen, wo sie einige Zeit in unmittelbarer Nähe dieser beiden Männern verbracht hatte. Oh sicher, auch Yuugi war geheimnisvoll und beide strahlen Selbstsicherheit und Stärke aus, die sie sonst nur von Harry, Draco, Sirius oder – es fiel ihr schwer, das zuzugeben – von Snape kannte. Dennoch, aus der Nähe betrachtet war Yami Atemu eindeutig das größere Rätsel und deshalb hätte Hermine nur zu gern gewusst, welche Aura er besaß. Doch gerade als Hermine sich überlegte, wie sie es anstellen konnte, das Pilah zu wecken und unauffällig zu Yami zu bringen, erhob sich dieser und Yuugi folgte. „Es ist schon spät, und wir wollen euch nicht länger stören. Nun, da wir wissen, dass der Kleine in Sicherheit ist, werden wir wieder gehen. Wir danken für die Gastfreundschaft, Hagrid-san.“ Auch Hagrid stand auf und beobachtete verwirrt, wie sich Yuugi und Yami leicht verbeugten, doch dann erinnerte er sich, dass Dumbledore gesagt hatte, die zwei stammten aus Japan. Hermine hatte ihm ein wenig über das Land erzählt und auch gesagt, dass sich die Japaner immer aus Höflichkeit verbeugten. „Ich würd’ mich freu’n, wenn ihr mich wieder besuchen kommt. Und vielleicht findet ihr ja Antworten auf dieses ägyptische Rätsel.“ Yami blickte auf die Kartusche in seiner Hand und nickte. „Wir werden Sie informieren. Und es wäre uns eine Ehre, Sie wieder zu besuchen, Hagrid.“ Damit verließ Yami die Hütte und Yuugi verbeugte sich noch ein letztes Mal und folgte seinem Freund dann. Keine zwei Schritte von Hagrids Behausung entfernt trafen sie auf Ron und seinen schwarzhaarigen Freund vom Quidditchfeld und grüßten einander, bevor die beiden Zauberer an Hagrids Tür klopften – wohl um Hermine abzuholen – und Yami und Yuugi weiter Richtung Schloss wanderten. ‚Das war knapp. Hermine hat dich die ganze Zeit so angesehen, als wollte sie dir den Pilah jeden Moment auf den Kopf zaubern. Sie hat sich vorher nicht wirklich für uns interessiert, weil wir ja nur Muggel sind, aber ich fürchte, jetzt ist ihre Neugierde geweckt.’ Yami nickte dazu nur und drehte die Kartusche im Licht der untergehenden Sonne langsam hin und her. Er konnte sich nicht helfen, aber irgendetwas an dem Rätsel war seltsam. Es war kein richtiger Text, aber so ganz ohne Inhalt war er auch wieder nicht. Am Anfang hatte es nur wie eine Aneinanderreihung von Worten ausgesehen, aber je öfter Yami die Inschrift las, desto mehr Sinn ergab es. Manchmal musste er ein Wort durch ein ähnlich klingendes ersetzen, um der Lösung näher zu kommen, aber er arbeitete sich immer weiter vor. Und er wusste schon jetzt, dass die erste Zeile von Licht und Schatten handelte und das ließ den ehemaligen Pharao sich nur noch mehr wundern. Hatte Hermine nicht gesagt, damals gab es bei den Ägyptern keine starke Magie mehr? Warum hatte Yami dann dieses seltsame Gefühl, dass das alles etwas mit seiner Schattenmagie zu tun hatte? Warme Arme schlangen sich um Yamis Taille und violette Augen blickten in purpurrote: ‚Erde an Yami, Erde an Yami! Jemand zu Hause?’ Der Angesprochene blinzelte leicht und lächelte dann verlegen. /’Tschuldige, ich war in Gedanken./ ‚Jaaa, das hab ich gemerkt. Ich weiß ja, dass dich die Kartusche beschäftigt. Glaub mir, auch ich kann es nicht erwarten, das Rätsel zu lösen. Doch das müssen wir ja nicht unbedingt hier tun. Außerdem ist es Zeit fürs Abendessen und nachdem ich zum Mittag nur Yami hatte, brauch ich nun doch etwas Handfesteres.’ Yuugi begleitete seine anzügliche Bemerkung mit den entsprechenden Gedankenbildern von ihrem Stelldichein am Mittag und Yami musste leicht lächeln. /Wenn du das nicht bleiben lässt, wirst du auch heute Abend nichts anderes bekommen, weil ich dich einfach in die nächste Kammer schleife und dich so lange nehme, bis du nicht mehr weißt, was Hunger eigentlich ist./ Bei Yamis Worten wurde Yuugi rot, spürte aber auch das Verlangen seinen Körper durchströmen und er wollte den Pharao gerade herausfordernd anblicken und ihn dazu bringen, seine Worte in die Tat umzusetzen, als sein Magen protestierend knurrte. Verlegen löste sich Yuugi etwas von seiner zweiten Hälfte und sah an sich herab auf den ‚Verräter’. ‚So ungern ich das sage, muss ich doch dein Angebot ablehnen. Aber ich denke, ich werde heut Nacht darauf zurückkommen.’ Yami nickte und wandte sich wieder dem Schloss zu. /Ich werde es nicht vergessen./ Die Kartusche ließ der Pharao im Schattenreich verschwinden, wo er sie sicher wusste und gemeinsam betraten sie das magische Schloss und gingen Richtung große Halle. Harry und Ron wunderten sich etwas darüber, dass Yami und Yuugi Hagrid erst jetzt verließen, denn seit die beiden mit dem Pilah zusammen zu Hagrid aufgebrochen waren, waren schon zwei Stunden vergangen. Das konnte nur bedeuten, dass sich die zwei mit dem Wildhüter ausgiebig unterhalten hatten und das ließ nur den Schluss zu, dass sich die drei mochten. Unbewusst erhielten Harry und Ron somit die Antwort auf Remus’ ‚Test’ der beiden Muggel. Der Professor hatte sie nicht nur zu Hagrid geschickt, damit diese vor dem verbotenen Wald gewarnt wurden, sondern auch in dem Bewusstsein, dass es viel über die beiden aussagen würde, ob sie Hagrid trotz seines groben Äußeren akzeptieren würden oder nicht. Als Harry und Ron sich neben Hermine auf die Sessel setzten, Ron Fang kraulte und die beiden von Hagrid Tee eingeschenkt bekamen, da wurden sie von dem Mädchen auch knapp über das Geschehene aufgeklärt. Natürlich konnte Hermine aufgrund Hagrids Anwesenheit nicht alle ihre Gedanken aussprechen, doch die drei Freunde kannten sich lange genug, dass die Jungs aus der Erzählung ähnliche Schlussfolgerungen zogen wie die Hexe. Kurze Zeit später verabschiedeten sich die drei dann von Hagrid, denn es würde bald Abendessen geben. Doch auf ihrem Weg zum Schloss unterhielten sie sich weiter über die beiden seltsamen Muggel. „Ich werd’ Dad mal fragen, ob er was über die Auren von Muggeln weiß. Er ist ja nicht umsonst Minister für Muggelangelegenheiten. Vielleicht haben sie das mit den Pilahs schon mal getestet.“ Hermine nickte ihrem Freund zu und meinte dann: „Wir sollten auch versuchen, Yami mit einem Pilah zusammen zu bringen, dann hätten wir Gewissheit. Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, daraus würden sich interessante Fragen ergeben.“ Ron nickte wieder: „Ja, zum Beispiel, woher ein Muggel eine völlig reine Aura hat. Jeder hat mal was Dummes angestellt, und wenn es nur ein Betrug in nem Schultest ist. Egal, wie nett Yuugi ist, dunkle Töne gibt es immer. Ich wünschte, wir könnten endlich lernen, wie man Auren sichtbar machen kann. Harry, kannst du Professor Lupin nicht mal danach fragen?“ Harry blickte seine beiden Freunde unwillig an: „Ihr denkt ziemlich viel über die beiden nach, obwohl es nur Muggel sind. Überlasst das lieber Dumbledore, der hat sich den Schlamassel doch auch eingebrockt. Ich weiß wirklich nicht, was an den beiden Japanern so besonderes ist. Selbst Draco überlegt ständig, wenn er glaubt, dass ich’s nicht merke. Langsam nervt das.“ Hermine blickte zu Ron und meinte dann gedehnt: „Das hat noch nichts damit zu tun, dass wir Dumbledore wieder vertrauen. Das meintest du doch damit, oder? Wir wollen einfach nur wissen, woran wir bei den beiden Muggeln sind.“ Ron nickte bestätigend: „Und ich glaube auch nicht, dass die zwei so harmlos sind, wie sie tun. Irgendwas stimmt mit ihnen nicht. Das solltest selbst du bemerkt haben, Harry. Du bist doch sonst nicht so gleichgültig. Du solltest sie nicht ignorieren, nur weil sie bei Dumbledores Ritual aufgetaucht sind. Vielleicht sollten wir sie gerade deshalb nicht ignorieren.“ Harry seufzte ergeben. „Ich weiß. Und sie kommen mir ja auch seltsam vor. Ich weiß, dass die beiden Geheimnisse haben. Aber ich hoffe, dass ihr euch trotzdem keine Hoffnungen macht. Egal, wie mysteriös sie sind, es sind keine Zauberer. Sie können uns also definitiv nicht helfen. Ich hoffe, ihr vergesst das nicht!“ Hermine und Ron nickten. Das war ihnen auch klar. Man durfte ja wohl aber noch mal neugierig sein! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)